Die Planungen für unseren Trip zur diesjährigen Badminton
Weltmeisterschaft haben eigentlich schon im Oktober 2010 begonnen. Nach
meiner Rückkehr von der WM 2010, die in Paris stattfand, kamen viele
Vereinsmitglieder auf mich zu und sagten mir, dass sie auch gerne mal
als Zuschauer zu einer WM fahren würden. Da ich wusste, dass die WM 2011
in London stattfinden würde, nahm ich also die Organisation für einen
"kleinen" Vereinsausflug in die Hand. Nach einer
Rundmail an alle Vereinsmitglieder sagten im Oktober 2010 spontan 20
Cometen fest zu.
Die erste Hürde war bereits die Beschaffung der Eintrittskarten. Nach
Eröffnung des Vorverkaufs im letzten November, war es online nur möglich
maximal drei Season-Tickets pro Person zu bestellen. Eine
Gruppenbestellung war nicht möglich! Nachdem ich nach ca. 15 Anrufen
alle Damen des Ticketbestellservice in England persönlich kannte, konnte
endlich eine Gruppenbuchung vorgenommen werden. Wie sich erst Ende Juli
herausstellen sollte, gab es pro Person 9 Einzeltickets (an zwei Tagen
jeweils Vor- und Nachmittagssession), d. h. es flatterten mir bei 20
Teilnehmern 180 Einzeltickets mit der Post ins Haus. Und ich wollte es
kaum glauben, aber kein Ticket fehlte!
Hatte die Planung für unseren Trip seit einem Jahr unter einem sehr guten Stern gestanden, so sollten sich die letzten Tage vor der Abreise im August als nicht ganz unproblematisch erweisen. Erst sah es so aus, als würde ein Lastminute-Fluglotsenstreik unsere Anreise verhindern, und dann brachen zu unser aller Verunsicherung auch noch die bekannten Unruhen in den Londoner Vororten aus. Drei Mitglieder unserer kleinen Reisegruppe fühlten sich durch die Meldungen in der Presse so sehr verunsichert, dass sie die Reise kurzerhand von einen auf den anderen Tag zu unser aller Bedauern komplett absagten.
Endlich in London angekommen sollte allerdings gleich der Mittwoch ein
rabenschwarzer Tag für fast alle deutschen Turnier-Teilnehmer werden.
Fast alle deutschen Spieler flogen am Mittwoch aus dem Wettbewerb, wobei
es Marc Zwiebler mit seinem knappen Dreisatz-Match gegen Pablo Abian
besonders spannend machte. Alles Anfeuern nutzte nichts und so fuhren
wir am Abend relativ gefrustet zurück ins Hotel. Gerade von Marc hatten
wir auf Grund seiner tollen Erfolge in den letzten Wochen (u. a. Gewinn
der Canada-Open) mehr erwartet.
Ab Donnerstag wendete sich dann aber doch noch alles zum Guten. Da unsere Schlachtrufe jetzt auch noch lauter und koordinierter durch die Arena schallten, konnten wir Juliane Schenk bei ihrem tollen Sieg über die an Nr. 4 gesetzte Chinesin Yanjiao Jiang lautstark unterstützen. Ihre Blicke nach dem Spiel in unsere Richtung und ihr Daumen nach oben zeigten uns eindeutig, dass sie unsere Unterstützung sehr wohl wahrgenommen hatte. Ich hatte vor der WM Kontakt zu einem Foto-Redakteur des Online-Magazins "Badzine" aufgenommen, er wollte für den nächsten Tag einen persönlichen Fototermin mit "Juli" arrangieren.
Es waren viele Spiele auf einem spektakulärem Niveau, aber zwei Spiele blieben für uns sicherlich in besonderer Erinnerung. Julianes Spiel gegen Tine Baun aus Dänemark war eins dieser Highlights. Die dänischen Supporter waren relativ schnell verstummt als Juliane durch ihr sehr gutes Spiel schnell in Führung ging. Wieder feuerten wir Juliane mit aller Kraft an, und als ihr Sieg feststand fielen wir uns alle jubelnd in die Arme. Mit einem dritten Platz im Dameneinzel hatte vorher wirklich niemand gerechnet.
Bei unserem späteren gemeinsamen Fototermin sagte Juliane Schenk in einem Badzine-Kurzinterview:
"Bei den All England haben die Dänen immer eine große Fangruppe. Aber was ihr gemacht habt, das war einmalig, das treibt mich unten richtig an. Allein die Energie, die mit den Anfeuerungsrufen und der Stimmung rüberkommt - es war fantastisch. Ihr habt auch euren Beitrag geleistet, dass ich Tine geschlagen habe."
Das zweite, fast schon historische Finalmatch im Herreneinzel zwischen dem aus Malaysia stammenden Weltranglistenersten Chong Wei Lee und dem Olympiasieger Lin Dan aus China sollte einen weiteren Höhepunkt darstellen. Nach atemberaubenden 80 Minuten ging wieder einmal Lin Dan mit 20:22, 21:14 und 23:21 als Sieger vom Platz. Wir alle hatten Chong Wei Lee die Daumen gedrückt, da er noch nie Weltmeister werden konnte.
Sechs Tage Wembley-Arena waren dann wirklich genug und so sollte ein
gemeinsamer "London-Eye" Besuch unsere tolle London-Reise am letzten
Abend abrunden. Wenn man so viele Spiele auf absolutem Spitzenniveau
gesehen hat, hofft man, dass das eigene Spiel sich vielleicht nur durch
das Zuschauen auch verbessert hat. Die jetzt beginnende Punktspielsaison
wird uns da aber sicherlich relativ schnell wieder auf den Boden der
Tatsachen zurückholen ;-) Ich denke, dass für alle teilnehmenden Cometen
dieser Besuch der Yonex BWF World Badminton Championships in London in
ganz besonderer Erinnerung bleiben wird.
Mehr Bilder gibt es in unserer Bildergalerie. Weitere Infos, Videos und Bilder auch auf Facebook.
Euer "Reiseleiter", Tom Ahlgrim