Im Volkswagenwerk Wolfsburg arbeiten drei Badminton-Fanatiker

Juli 2001 | [Badminton Report Niedersachsen 9-2001, ali autogramm 07/01]

Auf beruflichen Wegen wären sie sich nie begegnet, auch wenn Regina Wendt, Jürgen Seide und Dietmar Unser im Wolfsburger Volkswagenwerk arbeiten. Bei 50.000 Beschäftigten kreuzen sich die Wege zwischen Forschung und Entwicklung, Produktionslogistik und Druckerei nicht unbedingt. Aber man hält Kontakt über e-Mail und Telefon, verabredet Mitfahrgelegenheiten oder gratuliert sich zu den jüngsten Erfolgen. Es ist der Sport, der das Trio verbindet. "Wir sind eine Familie", sagt Regina Wendt.

Die drei Badminton-Fanatiker Jürgen Seide, Dietmar Unser und Regina Wendt

Die gemeinsame, seit Jahrzehnten gepflegte Leidenschaft heißt Badminton. Jenes Spiel mit gefiederten Flugobjekten, das mit der Volksvariante Federball so viel zu tun hat wie Seifenkistenwettkämpfe mit Formel 1-Rennen. Ein hart geschlagener Ball kann über 300 Stundenkilometer erreichen. Das verlangt Kraft und Schnelligkeit sowie eine wieselflinke Auffassungsgabe und Reaktionsstärke. Diese Voraussetzungen, gewürzt mit einem Schuss Gemeinheit und dem Ehrgeiz, den Gegner auszutricksen, machen den erfolgreichen Spieler aus.

"Badminton ist wie Ballett, nur brutaler", grinst Dietmar Unser. Der 57-jährige Offsetdrucker meint damit die Eleganz des Spiels, geboren aus enormen körperlichen und geistigen Anforderungen, die sich mit gesunder Bösartigkeit paart. Das offensichtliche Vergnügen an dieser Gemengelage hat der vielfache Deutsche Meister im Herreneinzel noch nicht verloren. Im Gegenteil. Nach dem frühzeitigen Ausscheiden gegen den späteren Europameister Dave Eddie im Mai 2001 bei der EM in Sofia strebt Unser die Krönung seiner 50-jährigen Badmintonkarriere an: „Das in Sofia war Auslosungspech. Ich habe Dave gesagt, dass er was tun muss, wenn er seinen Titel bei der nächsten EM verteidigen will." Dank Vorruhestand kann der Herausforderer ab sofort täglich mehrere Bälle zur Feder lassen.

Für Regina Wendt und Jürgen Seide hängen die Trauben nicht ganz so hoch, auch wenn sie in Sofia ins Viertel- beziehungsweise Achtelfinale vorstoßen konnten. Die 44-jährige technische Sachbearbeiterin trainiert Jugendliche und Erwachsene und engagiert sich für ihren Sport als Spartenleiterin und Fachverbandsvorsitzende. Beide Mixedpartner haben kleine Kinder und stehen noch voll im Berufsleben. Das dämpft Titelträume, hat aber auch Vorteile. „Wir waren völlig überrascht über die drei Tage Sonderurlaub für die Europameisterschaft', berichtet Regina Wendt und schließt ein großes Lob an die medizinische Betreuung durch den werkseigenen Gesundheitsdienst an.

Badminton ist kein Sport, der im Geld schwimmt. Da ist jede Unterstützung willkommen und wird dankbar quittiert. in Sofia hat es zum ersten Mal einheitliche Kleidung für die deutsche Mannschaft gegeben — bei 50prozentiger Eigenbeteiligung allerdings. Das wars. Der Rest ist dem eigenen Geldbeutel und dem ganz persönlichen Ehrgeiz der Athleten überlassen. „Es ist regelrecht einen Gier", beschreibt Jürgen Seide seine nach 33 Jahren ungebrochene Freude an den zischenden Bällen. Mehr als 60 erste Plätze bei Landes-, norddeutschen und nationalen Meisterschaften — die Pokale füllen etliche Regalmeter. Die Trophäen sind ihm egal. Jürgen Seide will siegen, will den Gegner mit seiner Erfahrung, mit Tricks und Finten zu Fehlern verleiten. Geradezu diebisch freut sich der 44-jährige darüber, wenn er seinen jüngeren und konditionell stärkeren Gegner ärgern kann. Elegant, brutal und so herrlich menschlich.

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